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Mit Leib & Seele

Mit Leib & Seele 3. AusgabeSeite 6 Keine Frage des Alters Im Reha Klinikum »Hoher Fläming« erlernen Kinder den Umgang mit ihrer Rheuma-Erkrankung Mehrgenerationen-Reha in Bad Belzig Im Juli und August wird das Reha Klinikum »Hoher Fläming« zum Mehrgenerationenhaus. Seit zwanzig Jahren kommen in den Sommerferien rheumakranke Kinder nach Bad Belzig – ein deutschlandweit ein- maliges Projekt. »Wer sich nicht bewegt, hat schon verloren«, mahnte Regine Hildebrandt. Brandenburgs soziales Gewissen sagte diesen Satz in einem anderen Zusammenhang, aber er passt so wunderbar zu ihrer Idee, hier im Naturpark Kindern wieder die Lust an der Bewegung, am Toben, Rennen und Spielen zurückzu- geben. Mittlerweile haben 1.700 Kinder aus der ganzen Bundesrepublik diese Intensiv-Therapie absolviert. Im- mer zwei Durchgänge mit insgesamt neunzig Schülern drücken in den großen Ferien den Altersdurchschnitt unter den Patienten der Reha-Einrichtung. Jeweils drei Wochen lang helfen Kinderrheumatologen, Ergo- und Physiotherapeuten, Ernährungsberater und andere Ge- sundheitsspezialisten den sieben- bis 17-Jährigen. Für die Kinder und Jugendlichen räumen die Verantwortli- chen vom Reha Klinikum »Hoher Fläming« dann sogar eine komplette Station. Das Tanzen entdecken Dass die Kinder-Reha in den Sommerferien stattfin- det, hat einen nachvollziehbaren Grund: Wegen ihrer Erkrankung haben die Kinder hohe Fehlzeiten in der Schule. Emma wird im Juli zum dritten Mal zur Sommer- Rehabilitation fahren. Sie freut sich, hier ist sie nicht die Außenseiterin, die allzu oft bösen Spott ertragen muss. »Nein, ich bin nicht behindert!« Sie lernt, mit ihrer Er- krankung zu leben, zu akzeptieren, dass sie ihr Rheuma wohl nie wieder los sein wird. »Und ich bin nicht die Ein- zige«; in Deutschland leiden 14.000 Kinder an Rheuma. Die Schmerzen in den Beinen? Die Schübe haben nach- gelassen. Emma wacht nachts nur noch selten auf, und sie hat im letzen Sommer die Lust am Tanzen entdeckt: auf dem Abschlussfest, das die Kinder mit ihren Be- treuern gefeiert haben. »Oma Rosi« war damals dabei, »nur zum Gucken«. Auch sie war drei Wochen lang in der Reha, nach der Operation am Kniegelenk. »Rheuma habe ich auch, das ist doch normal – in meinem Alter.« Rheuma sei doch schließlich eine »Alte Leute-Krank- heit«. Nein, ist Rheuma leider nicht. Das bedeutet für uns: Wir engagieren uns in der Ge- sellschaft und über die Grenzen unserer Einrichtungen hinaus. Wir achten auf sorgfältiges Haushalten mit den uns anvertrauten Ressourcen. Dazu zählt auch der verantwortliche Umgang mit Geld, Begabungen und Zeit. Wir setzen uns auch mit der Begrenztheit unserer Möglichkeiten innerhalb von rechtlichen und wirt- schaftlichen Gegebenheiten auseinander. Wir lassen uns dabei von Impulsen der Bibel leiten: Bemüht euch um das Wohl der Stadt! (Jeremia 29,7). Man darf von uns in unserem Tun das Mühen um die Bewahrung der Schöpfung erwarten: Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte (Genesis 2,15). Wir sind Teil der Schöpfung und wissen um unsere Verantwortung für die Welt um uns. ethische grundpositionen Ganz nah dran Das Evangelische Krankenhaus Gottesfriede inWoltersdorf versorgt ältere Patienten wohnortnah An der Haltestelle neben der Klinikzufahrt klebt ein Plakat: Schlagerkönig Heino wirbt für einen großen Mobilfunkan- bieter. Rebellische Lederjacke und dauerblondes Haarteil können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der bald 80-Jährige jederzeit selbst angewiesen sein kann auf die Behandlung in einer Einrichtung wie dem Evangelischen Krankenhaus Woltersdorf, einem Kompetenzzentrum für Altersmedizin. »Wir sind eine der größten geriatrischen Einrichtungen in Deutschland«. Geriatrie muss wohnortnah sein Für Frank Naumann, Chefarzt und Ärztlicher Leiter, ist der Krankenhausaufenthalt eine Versorgungs- möglichkeit: »Für Ältere muss es aber auch eine Stufe darunter geben.« Braucht ein Patient medizinische Behandlung, aber kein Krankenhaus, dann greift das Stufenkonzept: ambulant, teilstationär, vollstationär. Wer rund um die Uhr versorgt werden muss, wird selbstverständlich vollstationär behandelt. Mit der Tagesklinik haben wir die Möglichkeit, Patienten teilstationär in einer Kernbehandlungszeit von 9 bis 15 Uhr zu behandeln. Den Rest des Tages, wie auch die Wochenenden und Feiertage, verbringen die Tages- klinik-Patienten Zuhause. Und genau aus dem Grund sollte Geriatrie auch wohnortnah sein. Wir haben die klinische Erfahrung… Dass der Bedarf an geriatrischer Versorgung vorhan- den ist, zeigt die stetig gute Auslastung in der Wolters- dorfer Einrichtung: Alle 25 Plätze sind besetzt. Zwischen zwölf und fünfzehn Behandlungstage verbringen die Patienten in der Tagesklinik. Sie sind älter als siebzig Jahre, mehrfacherkrankt – chronische Schmerzustän- de, neurologische oder internistische Erkrankungen, auch oft unklare Krankheitsbilder. »Wohnortnah« sind für Naumann Entfernungen bis ca. dreißig Kilometer, »oder eine halbe Stunde Fahrzeit«. Mehr und länger? Nein, das könne man den Älteren nicht zumuten. Daher auch die neue Tagesklinik in Strausberg – acht- zehn Kilometer entfernt, nicht mal eine halbe Stunde. »Strausberg gehört ebenfalls zu unserem Einzugsbe- reich.« Das Krankenhaus in Märkisch-Oderland ist Grundversorger, aber ohne eigene Geriatrie. Gerade diese spezielle Form von Gesundheitsversorgung wächst stetig, »deshalb auch die Entscheidung für uns, weiter in die Fläche zu gehen. Gern möchten wir auch dort unsere langjährigen Erfahrungen im Be- reich Tagesklinik den Patienten, die diese medizini- sche Behandlung brauchen, zum Nutzen der Patienten anwenden.« Geriatrie muss flächenversorgend sein Vor zwanzig Jahren war das Evangelische Kranken- haus Woltersdorf die erste Einrichtung mit einer Tagesklinik in Ostdeutschland. Die Klinikverantwort- lichen damals konzentrierten sich auf die Altersme- dizin. Aus der notwendigen Spezialisierung ist längst nachhaltige Stärke geworden. »Wir müssen die Fläche versorgen; so sahen es die Krankenkassen, das Minis- terium und wir wollten es natürlich auch unbedingt.« Zu den beiden jetzigen Tageskliniken in Strausberg und Woltersdorf sind noch zwei weitere Standorte, in Bad Saarow und in Königs Wusterhausen, geplant. Mit dieser Ausdehnung des geriatrischen Angebots wollen wir unserer diakonischen Ausrichtung gerecht werden: »Altersmedizinische Kompetenzen zu den Patienten in die Orte bringen. Das gelingt uns durch immer neue Angebote, wie z.B. die mobile Rehabilita- tion. Hier waren wir auch wieder die Ersten im Land.« Perspektivisch plant die Klinikleitung die Gründung Geriatrischer Institutsambulanzen, die dann die haus- ärztliche Versorgung unterstützen sollen. kontakt Reha Klinikum »Hoher Fläming« im Oberlinhaus Hermann-Lielje-Straße 3, 14806 Bad Belzig Tel. (033841) 54-0 rehaklinikum@oberlinhaus.de www.rehaklinikum-oberlinhaus.de kontakt Evangelisches Krankenhaus »Gottesfriede« in Woltersdorf Schleusenstraße 50, 15569 Woltersdorf Tel. (03362) 779-0 info@krankenhaus-woltersdorf.de www.krankenhaus-woltersdorf.de Emma kann sich nicht hinknien, »mir tun die Beine so weh«. Ganz plötzlich, mal wieder. Mit schleppenden Minischritten läuft Rosi durch den Flur, ihre Hände gleiten am Geländer an der Wand entlang, »Nur nicht loslassen. Ich schaffe das!«. Beide haben Rheuma: Rosi ist letzten Monat 81 Jahre alt geworden, Emma feiert im Sommer ihren 12. Geburtstag. Qualität Werte durch Dr. med. Frank Naumann Chefarzt und Ärztlicher Leiter In der Tagesklinik in Woltersdorf wird auch Fingerfertigkeit trainiert. Seit dem Frühjahr sind sie nun endlich da: die Kindergarten- pferde Picasso und Möhrchen! Die beiden zeichnen sich durch ein besonders gutmütiges Wesen aus. Ein Jahr lang wurden sie auf einem Reiterhof auf ihren »neuen Job« in der Klinik vorbereitet. Hier werden nun zwei- bis dreimal pro Woche Reitstunden für die Kinder der Patienten, die den Kindergarten der Klinik besuchen, angeboten.

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