Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Mit Leib & Seele

Mit Leib & Seele 3. AusgabeSeite 4 Der Arzt als Detektiv Operation oder nicht: In der Oberlinklinik Potsdam werden alle Behandlungsmöglich- keiten genau geprüft »In der Oberlinklinik wird kein Patient umsonst operiert.« Thorsten Schuhr kennt das Vorurteil, nach dem Ärzte allzu gern und allzu schnell zum Skalpell greifen. »Nicht hier, nicht bei uns«, betont der Leitende Arzt des Bereichs Sportor- thopädie. Wenn nicht operiert werden muss, dann wird auch nicht operiert, »daran halten wir Ärzte uns schon immer«. Der Patient bekommt in der Orthopädischen Fachklinik das bestmögliche Behandlungsverfahren angeboten. Dafür sind Dr. Schuhr und seine Kollegen nicht nur durch ihr Fachstudium geschult: Sie bilden sich ständig fort, tauschen sich aus und verstehen sich auch als Wis- senschaftler auf der Suche nach Ursachen und immer besseren Behandlungsmöglichkeiten. Alles wird nachgefragt und abgeklärt Operative Behandlung, nicht-operative Behandlung – die Indikationen entscheiden. Dabei hilft auch die Einbindung der Fachklinik in den Oberlinhaus-Verbund mit Tagesklinik, Medizinischen Versorgungszentren, Rehazentren und Ambulanz: In diesen Einrichtungen werden die Patienten konservativ behandelt, also ope- rationsvermeidend. Natürlich gibt es die vielen Fälle, bei denen ein operativer Eingriff einfach notwendig ist. Gerade mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass künstliche Gelenke implantiert werden müssen. Die sind eine große Errungenschaft, findet Thorsten Schuhr. »Wir sind in der Lage, einer größer werdenden Bevölkerungsgruppe Schmerzarmut und Mobilität zu geben.« Was wäre die Alternative? Dichter Rollstuhl- verkehr auf Potsdams innerstädtischer Einkaufsmeile. In die Oberlinklinik kommen die älteren Patienten mit Stock und Rollator, beim Abschied sind sie oft schon befreit von der lästigen Gehhilfe. In der Orthopädie, Schuhrs Fachgebiet, geht es um Schmerz, Mobilität, Funktionalität. Erst reden, dann anfassen. Kommt einer mit Knieschmerzen zu ihm, dann schaut ihn sich der Arzt genau an: Ist er Bauarbeiter, der ständig auf- und niederknien muss und seine Gelenke dauerbelastet? Hat der Patient andere Stellen, die auch schmerzen? Alles muss nachgefragt und abgeklärt werden, der Arzt als Detektiv. Der Schmerz wird nie allein behandelt. Thorsten Schuhr spricht vom »organischen Korrelat«, dem Verursacher. Einem erfahrenen Arzt genügen drei, vier Handgriffe. Schon weiß er, ob das Gelenk noch funktioniert, der Fuß, die Hüfte, das Knie. Muskulatur in Ordnung, Bänder vielleicht verkürzt? Das Gelenk ist instabil? »Das alles finden wir auch ohne Röntgenbild heraus.« Ein Gespräch rundet das Bild ab – wo genau der Patient sich eingeschränkt fühlt, ob nur das wöchentli- che Sportpensum darunter leidet oder der Schmerz den kompletten Alltag beeinflusst. Hat der Arzt die wich- tigsten Informationen, so unterteilt er die Krankheit in ein bestimmtes Stadium, den Schweregrad. Von Fall zu Fall Und er spricht wieder mit dem Patienten, »er ist unser Partner«. Das Prinzip der professionellen Distanz, nach dem der Arzt möglichst neutral reagieren sollte, um den Patienten nicht zu beeinflussen, ist überholt: Der Arzt ist wie ein Freund, mit dem man eine schwere Situation gemeinsam durchsteht. Dieser Ansatz ist nicht neu, Seneca hat ihn den Medizinern schon vor zweitausend Jahren empfohlen. Der Patient muss zustimmen. Ihm ist ausreichend Zeit zu geben, in die empfohlene Behand- lungstherapie einzuwilligen – keinen Notfall voraus- gesetzt. Es hat sogar eine bundespolitische Dimension: Im Koalitionsvertrag ist dieses umfassende Abwägen und Prüfen aller Behandlungsmöglichkeiten festge- schrieben. Und auch das sei nichts Neues, meint Dr. Schuhr, »nur ist das jetzt für alle verständlicher formu- liert«. Wenn der Patient also nur ein Mal in der Woche Schmerzen spürt und er sich noch gut bewegen kann, dann genügen rehabilitative Maßnahmen zum Muskel- aufbau. Die Schmerzen beseitigen Medikamente; oh- ne Nebenwirkungen, richtig dosiert. Eine äußere Stütze hilft dem Kniegelenk, sich richtig zu bewegen. Und diese Schritte sind nur ein Auszug, »Chirotherapie, Akupunk- tur – es gibt noch viele Behandlungsmöglichkeiten«. Und der Arzt kontrolliert; ständig, auch nach der Be- handlung. »Der Patient bekommt einen Termin und soll mir sagen: war die Therapie gut oder war sie es nicht.« Die beste Behandlung Für Thorsten Schuhr geht es um die »Sinnhaftigkeit« von Operationen. Er schildert einen Fall, den extrem schnellen Knorpelverschleiß. Ein Patient kommt zu ihm, macht einen guten Eindruck, ist gut zu Fuß, trotz der Schmerzen. Beim nächsten Besuch zeigen die Rönt- genbilder: Der Knorpel im Knie ist komplett weg. Da macht eine nichtchirurgische Therapie keinen Sinn mehr. Sie bedeutet nur Zeitverlust. Der Betroffene verliert die Koordination, dann Kraft und Beweglich- keit. Da ist der verantwortliche Arzt in der Pflicht zu entscheiden, ab wann eine Operation unumgänglich ist. Und um unnötige Wartezeiten möglichst zu vermeiden, werden Patienten nach Dringlichkeit terminiert. »Dar- an halten wir uns. Wir müssen uns immer bewusst sein, dass wir Ärzte sind«, die die beste Behandlung anbieten müssen. Und die für den Patienten passende – mit oder ohne Operation. Das bedeutet für uns: Wir sind uns unserer Verantwor- tung bewusst. Wir sind fachlicher Qualität verpflichtet und arbeiten gewissenhaft. Wir achten menschliche Selbstbestimmung. Wir finden in der Bibel Orientierung für verant- wortliches Handeln: Gott spricht: Seht, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse (Genesis 3,22). Ihr seid zur Freiheit berufen (Galater 5,13). Für den Umgang mit Patienten und Patientinnen ist die Frage Jesu hilfreich: Was soll ich dir tun? (Markus 10,51) Wir tragen Verantwortung für unser Tun. ethische grundpositionen Die Sofortversorger Schnelle Hilfe für alle in der Rettungsstelle im Ev. Krankenhaus Lutherstift in Seelow Jeder Stuhl im Wartebereich ist besetzt. Aber keiner der wartenden Patienten ist ein schwerer Notfall: Den hätte das Team von der Rettungsstelle ohnehin sofort versorgt. Freitag, später Vormittag. Hausärzte bieten normalerweise um diese Zeit ihre Sprechstunden an. Jedoch hier in Seelow und Umgebung werden es immer weniger; Ärztemangel in Märkisch-Oderland. »Es wird zunehmend schwieriger, auf dem flachen Land freie Hausarztstellen zu besetzen«, weiß Dr. Andreas En- gelbert vom Evangelischen Krankenhaus Lutherstift Seelow. Das sei auch eine Erklärung, warum so viele Patienten die Notaufnahme aufsuchen würden. Und nicht nur heute – der Andrang in der Rettungsstelle ist zur Routine geworden. Da heißt es, ruhig bleiben und die Patienten nacheinander versorgen. Die nächsten Rettungsstellen sind in den Kliniken von Wriezen, Frankfurt/Oder, Strausberg – alle mindestens dreißig Kilometer von Seelow entfernt. Gut vorbereitet auf den Notfall »Überwiegend versorgen wir in unserer Rettungsstelle die leichten Fälle«. Der Chefarzt der Chirurgie spricht von »Bagatellverletzungen« wie Schnitte in den Finger da, einen kleinen Schwindelanfall hier. Schwerer fallen hingegen Verletzungen aus wie Frakturen des Sprung- gelenks, am Handgelenk oder ein Oberschenkelhals- bruch. Die werden dann von den Chirurgen versorgt, von Dr. Engelbert und seinen Fachkollegen. Die anderen Notfälle – Bluthochdruckentgleisung, Verdacht auf Schlaganfall – behandeln die Internisten. Chirurgie und Innere Medizin – das sind die beiden Fachabtei- lungen im Krankenhaus, ergänzt mit der Abteilung für Anästhesie mit einer Wachstation (IMC). Im Quartal behandeln sie in der Notaufnahme bis zu neunhundert Patienten ambulant. Die, die stationär versorgt werden müssen, bleiben meist im Seelower Krankenhaus. Gesundheitsversorgung für alle Es ist eine kleine und leistungsfähige Einrichtung. Aber eine mit Tradition, über einhundert Jahre alt mit einem Neubau aus dem Jahr 2007. Mit seinen gut zweihundert Mitarbeitern ist das Evangelische Krankenhaus Luther- stift Seelow einer der größten Arbeitgeber in der Region. Assistenz- und Fachärzte für die Region zu finden, wird immer schwieriger. Ärztliche Kollegen aus der ganzen Welt arbeiten hier. Und auch von jenseits der Oder kom- men Engelberts Kollegen, nur zwanzig Kilometer sind es bis zur deutsch-polnischen Grenze. »Wir werben auch um polnische Patienten.« Gesundheitsversorgung für alle, die sie in Anspruch nehmen wollen und müssen. Ob leichte Erkrankung oder tatsächlicher Notfall: Wie in anderen Kliniken, so entscheidet auch in Seelow die Krankenschwester am Empfang der Rettungsstel- le. Muss ein Patient versorgt werden, so ruft sie den zuständigen Kollegen aus einer der beiden Fachabtei- lungen. »Liegt ein schwerwiegender Fall vor, dann muss sich der behandelnde Arzt beeilen und sofort zum Notfallpatienten.« Andreas Engelbert koordiniert die Einsätze in der Rettungsstelle, er nimmt teil an Teamsitzungen, behandelt selbst Notfallpatienten und betreut eine Sprechstunde für Arbeitsunfälle. Einge- teilt ist immer ein diensthabender Kollege pro Fachab- teilung. Der bekommt das Telefon, über das die Anrufe der Schwester aus der Rettungsstelle eingehen. kontakt Oberlinklinik – Orthopädische Fachklinik Rudolf-Breitscheid-Straße 24, 14482 Potsdam Tel. (0331) 763-4312 fachklinik@oberlinhaus.de www.oberlinklinik.de kontakt Evangelisches Krankenhaus Lutherstift Standort Seelow Robert-Koch-Straße 7-15, 15306 Seelow Tel. (03346) 877 700 romy.raetzel@diakonissenhaus.de www.lutherstiftung.de »Wir können nicht planen: Mal kommen viele Patienten in die Rettungsstelle, dann wieder deutlich weniger.« Aber die Rettungsstelle des Krankenhauses muss stän- dig besetzt sein. Für den Notfall, der auch immer wieder eintritt. »Und auf den sind wir vorbereitet.« Jeder, der in die Rettungsstelle kommt, findet auch Behandlung. »Wir gehen auf die Menschen zu, wir nehmen ihre ge- sundheitlichen Probleme ernst«: Jeden Einzelnen, der im Wartebereich der Rettungsstelle wartet. Die Rettungsstelle hilft schnell, auch bei Frakturen. Qualität Werte durch Dr. med. Thorsten Schuhr, Leitender Arzt Abteilung Extremitäten- chirurgie, Departmentleiter Sportorthopädie Tel. (03346) 877700

Seitenübersicht